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Java, Februar 2014. Inspirationen lagen und liegen nach wie vor für mich förmlich auf der Straße; mit dem Bus, zu Fuß, egal wie – das Leben findet draußen statt – Arbeit und Freizeit verschränken sich – und somit finden sich in diesem wuseligen Treiben ständig Inspirationen – für meine Suche nach einer Verpackung also ideal. Häufig sind es doch die ganz alltäglichen banalen Dinge, die man einfach nur “neu” für sich entdecken muss. Allerdings war ich ja nicht auf der Suche nach “irgendeiner” Umverpackung. Da sie Teil meines Konzeptes war, musste sie wiederverwendbar, ressourcenschonend, hochwertig, edel und von Hand hergestellt sein.Bei einem meiner Marktbesuche stieß ich auf verschiedene interessante Materialien oder besser Fasern… Banane, Flachs, Ratangeflecht, was mich nur all zu sehr an die 80er Jahre Bestuhlung meiner Oma erinnerte… also nicht wirklich optimal.

Aber am Bambus blieb ich förmlich kleben und ehrlich gesagt war er als Verpackung perfekt. Er wächst auf Java wie bei uns der Löwenzahn und ist fester Bestandteil im Alltag der Menschen und somit würde der Umgang und die Arbeit am Holz Routinearbeit sein. Dachte ich. Bobbys Reaktion erdete mich unsanft: “Was willst Du denn damit? Daraus machen wir Möbel – vergiss es besser – zu kompliziert…”

Am nächsten Tag hatte ich ihn soweit überzeugt, dass wir uns auf den Roller schwangen und gen Süden fuhren, eben jene Strecke, die ich noch von einem meiner Trips an die Küste erinnerte. Hier reihte sich eine Möbelmanufaktur an die andere. Ein wenig willkürlich machten wir Stop an einer der Werkstätten; meinen Scribbleblock unter den Arm geklemmt mit meinen Entwürfen, 3 Brocken Bahasa und umso mehr Idealismus – so platzen wir rein in die Arbeit, wo gesägt, gehämmert und geklebt wurde – eine klassische Manufaktur mit Arbeitsteilung. Alle unter freiem Himmel, stets eine Fluppe im Mundwinkel und alle auf einem Haufen.

Bambusmanufaktur

Bambusmanufaktur

Ein erster Prototyp wird ersellt

Ein erster Prototyp wird ersellt

Die Produktion hat begonnen

Die Produktion hat begonnen

Bobby mit seiner unkomplizierten Art verwickelte einen der Arbeiter sofort in einen Smalltalk. Gefühlt brauchte es eine Ewigkeit, bis es offensichtlich um meinen Bambus ging. Auf einmal wurde der Chef ganz diensteifrig und emsig wurde ein erstes Muster gebaut: Ein ca. 19cm langer Zylinder aus braunem Bambus, von Hand graviert.

Naja… zugegeben, es war eben nur ein Versuch und weit davon entfernt, dem europäischen Anspruch gerecht zu werden. Ich versuchte Bobby klar zu machen, dass wir so eigentlich gleich für die Biomülltonne und die Schrottpresse arbeiten können und bemerkte seine Ungeduld. Er wiegelte ab und zog mich beiseite: “Besser, wie fahren weiter und ich komme nächste Woche noch einmal zurück. Bis dahin sollen sie weiter ausprobieren. Du machst die Leute nervös mit Deiner Ungeduld – lass sie einfach mal machen.” Auf die Weise klapperten wir entlang der Bambusmeile noch einige Manufakturen ab und die Prozedur bzw. das Ergebnis waren eigentlich immer ähnlich unbefriedigend. Entweder passte die Qualität des Bambus nicht, der Schnitzer arbeitete nicht sauber, der Deckel war zu grob, das Holz im Stopfen passte nicht oder man verspürte gar keine Ambitionen… Ermüdet und verunsichert kehrte ich nach Yogya zurück. Bobby versuchte mich immer wieder von meiner Idee, Bambus und dann auch noch den dunklen, abzubringen. Ich grübelte hin und her, wanderte weiter umher, kehrte in meiner Gedankenschleife aber immer wieder zum Bambus zurück. Er deckelt perfekt meinen Ansatz:

Endversion

Endversion

In Form des Bungbungs ist er Teil des Gewinnungsprozesses. (siehe Photo)

Bungbungs

Bungbungs Er ist stabil und dennoch sehr ästhetisch und kann bei uns auf unterschiedlichste Weise wieder Verwendung finden.

Aber das Wichtigste: Bambus ist ein schnell nachwachsender Rohstoff, genauer gesagt, eine Grasart und ebenso unbedenklich wie man seinen Rasen mäht, kann auch er genutzt werden.

Bambus

Bambus

Wenn ich vor einigen Wochen auf Bobby gehört hätte, wenn ich mich von meinem ersten Eindruck von Mr. Tekno hätte leiten lassen – heute mein Bambus-Hauptlieferant, hätte ich niemals via Whatsapp auf “Senden” gedrückt und somit die erste Bestellung ausgelöst.

So aber kommen nun diese Woche die ersten 1000 kleinen Bambusrohre über den Ozean geschippert und landen in Hamburg an.