Eine wichtige Zutat in meiner Curry-Kokoszucker-Mischung ist u.a. die Zimtrinde; frisch geerntet und getrocknet wandert sie gehechselt ins Curry, doch eben nicht nur da rein… da ich selbst einer der größten Zimtfanatiker bin und dieser sich buchstäblich überall bei mir im Alltag wiederfindet: Joghurt, Obst, Gemüse, Tomatensoße…. hatte ich Grund genug, im August diesen Jahres einen Abstecher zu Ukik, Sirega und meinen anderen Farmern zu machen. Von Yogya ging es für Berni und mich direkt nach Manado, der Haupstadt Sumatras – den Lärm und Dreck ließen wir schnell hinter uns, denn unser Etappenziel lag noch einige Stunden Autofahrt entfernt nahe des Lake Toba (der größte Kratersee der Erde!) Am Abend erreichten wir den See und man konnte seine Größe und Weite nur erahnen. Hier und da ein paar grelle Neonleuchten am Straßenrand.. ansonsten zappenduster. Der morgendliche Anblick war dafür wunderschön! Aber lange harrten wir nicht aus: Mit einem unserer neuen Farmer, Sirega waren wir bereits verabredet. Er tritt das Erbe seiner Eltern und Großeltern an und wird ebenfalls Farmer – sein Studium hat er gerade beendet und kehrte erst vor wenigen Wochen in sein Heimatdorf Siborongborong zurück. Sirega und Berni – welche Kontrast 🙂
Er gehört zu den wenigen jungen Menschen, die sich bewusst für die Landwirtschaft und das Fortsetzen der elterlichen Traditionen entschieden haben. Ein großes Problem vieler Farmer, auch auf Java. Die traditionelle Landwirtschaft stirbt aus und die jungen Menschen zieht es in die Städte.
Nach einer kurzen Begrüßung, breitet er stolz seine Schätze vor uns aus… verdammt! Solche Zimtstangen hatte ich noch nicht gesehen! Cassia – kein Cylon… die waren noch gigantischer als die meiner letzten Schiffsladung! 1m lang und die Stärke eines Basballschlägers. Es begann sofort zu kribbeln – diese Bäume musste ich sehen! Wir zogen los mit unseren Motorrädern und schraubten uns die Berge hoch – Schlaglochstraßen war ich von Java mehr als gewohnt; vorbei an unzähligen Arabica Büschen, erreichten wir schließlich unser Ziel – den letzten Kilometer durch ein dschungelähnliches superfeuchtes Wäldchen – ein Wädchen voller Cassia-Zimtbäume; ich ritzte vorsichtig ein Stückchen der Oberfläche – sofort verströmte sich ein süßlicher würzier Duft! Yami – man will am liebsten in den Baum beißen.. die Männer hockten sich an unterschiedlichen Stellen nieder und begannen…
Zunächst reinigen die Männer die Rinde mittels der Kante des Messers. Das machen sie um den kompletten Stamm herum – lediglich ein kleiner Streifen bleibt bis zur Krone nach oben bestehen. Ansonsten würde der Baum absterben. Die Zimtbahnen werden nun vorsichtig an ihren Schnittkanten vom Stamm des Baumes abgezogen – ein zarter süßlicher Duft entströmt…
Je nach Alter des Baumes richtet sich logischerweise die Stärke der Rinde und entsprechend reich an ätherischen Ölen ist sie. Unsere heutigen Exemplare waren ,nur´ 10-15 Jahre alt und in ihrem Geschmack natürlich kein Vergeleich zu den Prügeln, die ich in meinem letzten Container angelandet hatte. Wir sammeln alle Streifen und legten unsere Ausbeute zum Trocknen. Fast wie im Zeitraffer krümmt und rollt die Rinde sich zusammen. Und nicht nur das: Die Innenseite, die anfangs noch hellbeige war, nimmt von Stunde zu Stune die charakteristische rostbraune Farbe an. Man hört förmlich, wie die Restfeuchte aus der Rinde durch die sengende Mittagshitze herausbrutzelt. Immer wieder mache ich die Geschmacksprobe: Erstaunlich, wie unterschiedlich stark und würzig die Rinden schmecken! Je dünner desto milder und ,fruchtiger´ ist sie – je dicker desto besser kommen die pfeffrigen Noten und das vollmundige Aroma zum Ausdruck. Ceylon-Zimt schmeckt dagegen schon richtig fad. Nach ca. 2 Stunden haben wir gute 50kg beisammen – eine riesige Strecke haben wir gelegt – es dufet herrlich. Einige Rollen können und müssen wir sogar schon einpacken – zwar fehlt zur vollständigen Trocknung noch ca. 1 Woche, aber das können wir auch in wunderbarer Kulisse des Toba Sees in den kommenden Tagen machen 🙂 Die Nacht fällt förmlich vom Himmel herunter und mit ihr wird es klamm. Der Rückweg kommt einem noch beschwerlicher vor; man hangelt sich von Schlagloch zu Schlagloch. Langsam ruckeln wir unsaft den Pfad mit den Motorrädern zurück, bis wir wieder die Straße erreichen. Zu Hause in Siborongborong erwartet uns ein riesiges Festmahl – Siregas Familie hat zu Ehren der Gäste aufgekocht – natürlich alles mit den feinen Gewürzen vom eigenen Land. Das ist wahre Qualität und einmal mehr für mich die Bestätigung, warum ich keine Mühe scheue, immer dem Besten hinterherzujagen..Berni, der Zimtstangen-Warrior 🙂